2 kleine Prinzessinnen
Eine Geschichte aus: "Emotionale Erpressung - wenn andere mit Gefühlen drohen" Forward, Susan; Frazier, Donna ISBN: 3-442-15089-24
Es waren einmal 2 kleine Prinzessinnen. Die eine war der Liebling des Königs, und
ihre Kleiderkammern waren angefüllt mit schönen Gewändern und Juwelen. Sie fuhr
in einer goldenen Kutsche umher, und sie mußte einen Wunsch nur aussprechen und
schon wurde er erfüllt. Die zweite kleine Prinzessin war der Liebling der
Königin. Diese Prinzessin war gewitzt und mutig, aber offenbar war für sie
nichts mehr übrig, denn ihre Schwester hatte dem König lügen über sie erzählt,
um sie in seinen Augen schlecht zu machen. Also trug die arme kleine Prinzessin
die Gewänder, die ihre verwöhnte Schwester fortwarf und als sie den König um
Spielzeug und Mohrrüben für ihr Pony bat (sie hatte nur ein Pony statt einer
Kutsche), antwortete er: geh bei einem Händler in die Stadt in Lehre. Womit er
meinte, daß sie sich arbeit suchen sollte. Also machte sich die arme kleine
Prinzessin auf den weg, um für den ortsansässigen Goldschmied zu arbeiten, der
ihr beibrachte, wunderschöne Dinge zu fertigen und ihre Geschicklichkeit und
ihren Fleiß lobte.
Als die Prinzessinnen erwachsen waren heiratete die verwöhnte Prinzessin ein
Ekel, dem es egal war, daß sie weder kochen noch arbeiten konnte. Nun, das Ekel
sah wohl gut aus, aber er war ein Verschwender und Tunichtgut. Er liebte sie
wegen ihres Geldes, mit dem er in den kauf von Sumpflandschaften investieren
wollte. Bald schon hatte die verwöhnte Prinzessin all ihre Reichtümer verloren
und sie und das Ekel waren gezwungen betteln zu gehen. Die verwöhnte Prinzessin
empfand dies al große Demütigung.
Inzwischen hatte die arme kleine Prinzessin fleißig gearbeitet und viel aus
ihrem leben gemacht. Der freundliche Goldschmied hatte ihr sein Geschäft
überlassen und sie war berühmt dafür geworden, daß sie die schönsten Kronen und
Ringe zu fertigen verstand. und sie war stolz auf ihre Arbeit und
Schaffenskraft. Das einzige traurige Kapitel in ihrem Leben war die Erinnerung
daran, wie ihr Vater und ihre Schwester sie behandelt hatten.
Als also die selbstsüchtige Prinzessin an ihre Tür kam und sie darum ersuchte,
ihr einige Juwelen zu geben, um zu verhindern, daß die königliche Kutsche
zurückgefordert und ihr Schloß eingezogen würden, geriet die fleißige Prinzessin
in ein schreckliches Dilemma. "Bitte hilf mir", bat die selbstsüchtige
Prinzessin. "Ich weiß, ich war nie nett zu dir, aber wenn du mir nur einen Teil
dessen gibst, wofür du so hart gearbeitet hast, dann werde ich dir hinfort eine
gute Schwester sein"
Die fleißige Prinzessin wollte ihr gerne glauben und sehnte sich danach, ihrer
Schwester in ihrem Leben einen Platz einzuräumen. Aber ihre Schwester war
niemals gut zu ihr gewesen und die fleißige Prinzessin zweifelte daran, daß sie
sich wirklich verändert hätte. Um ihre Gedanken zu ordnen, machte sie einen
Spaziergang im Wald und kam an einen kristallklaren Teich. Sie setzte sich an
seinem Rand nieder, blickte ihr Spiegelbild an und fragte es: "Was soll ich tun?
Was soll ich nur tun? Ich weiß, meine Schwester wird verschwenden, was ich ihr
auch gebe. Aber wie sehr würde ich mich über die Liebe meiner Schwester freuen!"
Als sie so sprach, fiel eine ihrer Tränen in den Teich und als sich das Wasser
wieder beruhigte erkannte sie, daß ihr Spiegelbild durch das Abbild ihrer besten
Freundin ersetzt worden war.
"Du hast eine Schwester" sagte das Spiegelbild "ich habe dich so lieb und nehme
so tiefen Anteil an dir, wie es deine eigene Schwester nie getan hat. Und du
wirst immer Menschen wie mich haben, die deine eigentliche Familie sind."
Die fleißige Prinzessin wußte, daß dies die Wahrheit war und als sie nach Hause
zurückkehrte, sagte sie zu der verwöhnten Schwester: "Du kannst die Juwelen aus
meinem Geschäft nicht bekommen. Du hast nie ein Geschenk bekommen, daß du nicht
im Sumpf verloren hast. Ich wünsche, wir hätten einander Nahe gestanden, aber das
war nie der Fall und wird vielleicht nie geschehen. Die Juwelen werden daran
nichts ändern."
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